Als nächstes Ziel stand die Ligurische Grenzkammstrasse an. Geplant war, dem Susatal lebwohl zu sagen und nach Limone überzusiedeln. Zur Überführungsetappe gibt es nicht viel zu schreiben, war etwas feucht und die Strecke auch nicht so prickelnd. Was allerdings die Planung über den Haufen schmiss, war die schwarze Wand, die sich über den Ligurischen Alpen aufbaute. Das sah nach verschärften Blitz, Regen und Donner aus, den Einstieg in die Ligurische konnten wir uns abschminken. 

Im Städtchen Borgo S. Dalmazzo suchten wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit und fanden ein sehr preiswertes Hotel, Albergo Roma, Zimmer im 70er Jahre Stil, dafür aber mit einer sehr guten Küche. Das Auto und die Mopeds konnten im Hinterhof geparkt werden. Die restlichte Zeit bis zum Abendmahl verbrachten wir mit der Amputation des angebrochenen Schutzblech-Schnabels an der BeEmWeh. Ich bin mir bis heute noch nicht sicher, ob das nun das Aussehen verbessert oder verschlechtert hat.

Am nächsten Tag sah die Welt wieder fröhlicher aus, die Wolken verzogen sich und die Temperaturen zeigten wieder nach oben. Grenzkamm, wir kommen. Die BeEmWeh und KTM wurde reisetauglich gemacht, den beide sollten nach 10 Tage Korsika überstehen. Dummerweise war das die Zeit, wo die Fährverbindungen nach Korsika bestreikt wurden. Wie die beiden aber trotzdem einen schönen Korsikaurlaub erlebt haben, das ist wieder eine ganz andere Geschichte. 

Meinereiner wollte die Susie vom Auto abladen, was sich allerdings durch einen blinde Passagiere etwas verzögerte. Vorsicht, nur anklicken mit robusten Magen. Ligurische_Grenz001.jpg (105209 Byte)

Ich ließ einfach das Auto am Hotel stehen und reiste mit Leichtgepäck gen Mittelmeer, wollte in Ligurien übernachten und am nächsten Tag wieder zurückfahren. 

Von Borgo S. Dalmazzo ist es nicht weit nach Limone. Im Gegensatz zur Südseite ist die Nordseite des Tendapasses asphaltiert und der Einstieg nicht zu verfehlen. Es geht durch das Skigebiet und endet auf der Passhöhe. 

Nach Süd-Westen geht es dort wieder abwärts über die alte, geschotterte Tendapassüdseite Ligurische_Grenz003.jpg (129369 Byte)
nach Süd-Osten führt eine Piste zum Fort  und damit zum Einstieg in die Kammstrasse.  Ligurische_Grenz002.jpg (128332 Byte)

Ich kannte die Strecke nur von Süden her und bin schon zweimal wegen Schneewehen bei ca. der Hälfte gescheitert. Es war also ein gewisses Risiko dabei, besonders mit einer vollbeladenen BeEmWeh, die locker über 300 kg incl. Besatzung wiegt. Aber laut Beschreibungen soll alles locker zu befahren sein, was sich dummerweise als Irrtum herausstellen sollte, aber alles der Reihe nach.

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Bis zum ersten kleinen Pass ging es auf einem Erdweg und durch kleineren Baustellen durch das Skigebiet von Limone, alles relativ einfach.

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Danach folgten ein paar größere Steigungen ausgesetzte Stellen aber guter Untergrund. 

 

 

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Aber ab dem  beliebten Fotomotiv Col dell Boaria

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wurde es sehr grobkörnig und Auf- und Abfahrten steiler.

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In der Karte ist das Teilstück auch als Felsgelände eingezeichnet, hätte einem zu Denken geben sollen, zu spät. Ich bin dann als Kundschafter vorgefahren, um das weitere Gelände abzuchecken  Ligurische_Grenz008.jpg (141941 Byte)

 

Monte delle Carsene

und irgendwann verwandelte sich der Schotter zu Kindsköpfen. Das war für die BeEmWeh incl. relativ unerfahrener Fahrerin auf jeden Fall zu viel. Ehrlich gesagt, hätte auch ich die BeEmWeh nur unter Androhung von Gewalt dort runter gefahren. Auf jeden Fall durfte jetzt mein Namensvetter den Tanker über die Klippen fahren, erst wieder bei ruhigerer See stoppen. 

Gott sei Dank war die Strecke nicht allzu lang und so konnte die Fahrerin das Teil an einer idyllischen Alm mit niedlichen Hundewelpen wieder in Empfang nehmen. 

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Nun durfte ich aber den Chauffeur wieder zurück zur KTM fahren. Nach dem Motto „Lieber tot als Schwung verlieren“ scheuchte ich die Susie heil über die Schotterserpentinen und konnte meinen Sozius heil bei seinem Stollentier abliefern. Ich sollte vielleicht erwähnen, das ich die Soziusfußrasten aus Gewichtsgründen abgebaut hatte, war also ein gutes Beintraining. ;-)
Ab der Alm war die ganz grobe Gesteinswüste vorbei, es blieb aber ruppig, das Wetter wurde wieder wolkiger, am Col dei Signor ist der grobe Schotter vorbei und der Belag wechselt zu einer Erdpiste. Die Treiberin der BeEmWeh möchte aber sofort Asphalt unter den Rädern haben, was ich auch sehr gut verstehen konnte, denn die schwere BeEmWeh bis hierhin zu fahren war ein Stück harte Arbeit, mancher Mann hätte sich da wahrscheinlich heulend an den Pistenrand gesetzt, Respekt! Leider konnte ich noch nicht mit Asphalt dienen und der nächste Ausstieg war erst am Tanarello möglich. 

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Wiesenhänge am Ventosa Geschwindikgeitsbegrenztes Zelten

Bis dahin war es aber noch ein paar Kilometer, die leider doch nicht so zügig zu bewältigen waren, da der Boden feucht und der strassenorientierte BeEmWeh Vorderreifen nicht der Haftenste war. Dies stellte er auch in einer Kurve unter Beweis, aber außer einer verschlammten rechten Körperhälfte, leicht verbogenen Kofferträger und dem Wunsch, den Typen mit diesem gelben Japanhobel sofort zu erschießen, war nicht passiert. Frauen haben halt für das übliche Endurosturzverhalten, erst Foto, dann Bergung, überhaupt kein Verständnis. ;-).

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Sturzbedingte Pause Geschwindigkeitsbedingte Pause mit Herbstimpression

Trotzdem wurde dann doch der Abzweig zum Tanarello erreicht. Ligurische_Grenz024.jpg (110341 Byte)

Freude, es war Asphalt in Sicht. Hier trennten sich unsere Wege, die Beiden wollten sich den Rest der Kammstrasse entgehen lassen, warum bloß?, die Straße Richtung Imperia nehmen und sich dann nach Korsika übersetzen lassen. Guter Plan, bloß leider hatte das ligurische Hinterland doch noch reichlich Schotter zu bieten und das Problem mit Korsika, Fährenstreik und so hatte ich ja schon erwähnt.  

Meinereiner freute sich auf die Kehren zum Tanarello, den obligatorischen Abstecher zum Sacarello und den Rest der Strecke.

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Leider wurde das Wetter zunehmend wolkiger, so das das Auge nicht sonderlich viel von der schönen Umgebung hatte. 

Ich hatte die Umfahrung am Sacarello irgendwie ruppiger in Erinnerung, dafür sorgte aber der teilweise noch aufgeweichte Boden für fahrerische Abwechslung. 

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Ohne Probleme erreichte ich das Rif. Grai, umrundete den Stausee und da ich mich dort gut auskenne, wollte ich noch ein kleines Schmankerl einbauen. Erste Regel beim Endurofahren: Nie alleine in den Wald. Und die Missachtung dieser Regel sollte sich rächen. Durch einen hinterhältigen Ast wurde ich vom Pfad geschubst und fand mich 3 Meter unterhalb diesen wieder. Mmmhhh, ok, alles ein wenig dreckig, aber keine Verluste an Körper- oder Maschinenteilen, leider war mir aber auch sofort klar, das ich alleine nie wieder auf den Pfad zurück komme. Aber eigentlich sollte ca. 200 Höhenmeter tiefer eine Straße verlaufen, gehen wir halt etwas wandern. Es stimmte, aber an runterfahren war nicht zu denken, das bedeutete, 1. Gang und mittels Kupplung die gelbe Gefahr durch den Wald nach unten schreddern,

die einzige Hürde war allerdings der ca. 3 m hohe Absatz zur Strasse. Das muss die Susie abkönnen, Herr Kaleu!

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Von solchen Späßchen hatte ich jetzt die Schnauze voll, deshalb räuberte ich über den Langanpass Richtung geplantem Zielort und da sich die Sonne langsam verabschiedete, hatte ich die Abfahrt ganz für mich alleine, allerdings ist dort oben sowieso tote Hose. 

Auch Asphalt macht hier Spaß, natürliche SuperMoto Strecke gegenüber von Castel Vittorio.

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Nach dieser leckeren Straßeneinlage erreichte ich mein Domizil in Apricale, das La Favorita. Sehr zu empfehlen, lecker Essen, in der Gegend muss man sich anstrengen, schlecht zu essen. Der Übernachtungspreis ist nicht billig, ca. 50 EUR, aber dafür fällt man vom Restaurant ins Bett, was auch an diesem Abend von Vorteil war. 


Am nächsten Morgen genieße ich erst mein Frühstück, bevor die Susie gesattelt wird und es Richtung Mittelmeer gehen soll. Eilige Menschen könnten jetzt einfach durchs Tal, an Dolceaqua vorbei, sehr zu empfehlendes Dorf, fahren und in einer halben Stunde am Meer sein. Ich habe es aber nicht eilig und möchte auch noch einen neuen Weg erkunden.

Es geht erst wieder Richtung Norden, vor Pigna folge ich dem Abzweig Richtung Gola de Gouta, Muratone Pass. Oben angekommen, treffe ich auf die alte Schotterstraße, die sich am Hang des Nervia Tales fast bis Ventimiglia schlängelt, teilweise stark verfallen, da sie nicht mehr unterhalten wird, soll mir recht sein. Ein Abzweig mit steilen Kehren und groben Schotter lockt mich Richtung Frankreich, aber da sich die Piste zum Wanderweg verengt, kehre ich nach den gestrigen Erfahrungen lieber um. 

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In Ventimiglia kuck ich nach, ob das Mittelmeer noch da ist, betreibe Nahrungsaufnahme für Mensch und Maschine und verlasse diesen nicht sehr schönen Ort durchs Roja Tal Richtung Frankreich.

 

Die ersten Kilometer durch das Tal sind sehr fein und verführen zu verschärften Gasgriffmissbrauch. In Tende wäre es möglich, den Tenda Pass über eine westliche Schotterstrecke durch die Berge zu erreichen, da ich aber heute noch ins Stura-Maira Gebiet umziehen will, fällt die Entscheidung für die klassische Tenda Südrampe, Schotterkehren ohne Ende. 

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Nach diesem Highlight mache ich mich auf schnellsten Weg wieder nach Borgo S. Dalmazzo, vertaue die Susie und fahre Richtung Norden zu Stura, Maira und Varaita.

PCX5

Magellan MapSend

Karte

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