Der Winter verabschiedet sich noch immer nicht, der Schlamm ist dein treuer Begleiter und du hast derbe Enduritis. Du schlägst die Europakarte auf und suchst die weissen Flecken auf deiner persönlichen ToDo Liste. Griechenland kennst du nur vom Hörensagen und deiner Gyrosdiät, als Ingeniör kennst du lustige griechische Buchstaben, dein letzter Altgriechisch Kurs war vorm Krieg und bei Rezina fällt dir nur Vorbau, Zementidis und SWF 3    ein. Abgesehen davon sahen die spärlichen Berichte im Indernet zu Kreta und Enduro teilweise doch recht lecker aus.

Also alles gute Gründe, sich wieder als Depp und Vorturner zu betätigen und seine liebsten Feinde zum Mitturnen zu bewegen. Grundvoraussetzung war wie immer Leidensfähigkeit und bedingungsloser Gehorsam. Außerdem sollte man ein motorisiertes Zweirad vernünftig bewegen können. 

Dies ist bei meinem Namensvetter der Fall, schließlich bewahrt er jeden Tag im grünen Gewand Köln vorm Untergang. 
Und wer sowas bewegt, muss auch wissen, was er tut!

Es sollte also irgendwann Mitte April losgehen, möglichst preiswert sein und der Standort relativ zentral liegen. Nach intensiver Suche erschien mir Malia im Norden als perfekter Ausgangspunkt und mit einem Pauschalarangement über eine Woche für ca. 300 EUR noch im preislichen Rahmen.

An Verleihern von Moppeds gibt es im Indernet eine relativ grosse Auswahl. Da ich noch nie auf Kreta war, hatte ich drei Maschinen über einen deutschen Anbieter gebucht. Auf Kreta gibts von 125er Hondas bis Harleys alles zu mieten, letztere erschien mir aber nicht so ideal für unsere Zwecke. Die Wahl fiel dann auf die Yamaha TTR 250, blau, ausreichend Leistung, E-Starter und luftgekühlt. Eine gute Wahl, leider in Deutschland nicht erhältlich. Zum Endurowandern ideal. Für eine Woche durften wir ca. 290 EUR zahlen, was im Nachhinnein relativ teuer war, vor Ort ist in der Nebensaison ein deutlich niedriger Preis möglich. Wir hatten allerdings keine Lust, den ersten Urlaubstag mit Vermietersuche zu verbringen, was in der grausamen Wirklichkeit aber zum Teil doch der Fall war.

Die Gesamtkosten für den Trip liegen aber immer noch deutlich niedriger, als die Preise, die manche Veranstalter für eine Woche verlangen. Nach meiner jetzigen Erfahrung kann man auf Kreta auch ohne Guide eine Menge Spaß haben.

Vielleicht sollte man sich vor dem Buchen über den Ort informieren, wo man absteigt. Laut Reiseführer stellte sich Malia als eine Art Ballermann für meist englische Touristen raus. Suuuper! Allerdings sollte sich das als doch nicht so dramatisch darstellen, siehe "Erster Tag".

Allgemeine Anmerkungen über Kreta unter besonderer Berücksichtigung motorradspezifischer Gesichtspunkte!

Ich hatte es erst auch für Quatsch gehalten, aber es ist wahr! Der kretische Asphalt ist im trockenen Zustand schei%$e glatt und verwandelt sich bei Feuchtigkeit in eine Eisbahn. Ich vermute, das die kretischen Strassenbauer den Olivenölüberschuss so kostengünstig entsorgt haben. Wer also schnelle Straßentouren unternehmen möchte, ist auf Kreta am falschen Platz. Es sei denn, er fährt nur die Formel 1 rennstreckenbreiten, subventionierten neuen Asphaltpisten, die sich dort leider zügig breitmachen. Diese enden allerdings auch oft in 2 m breiten Feldwegen! Schotterpisten sind deutlich griffiger.

Das Tankstellennetz ist doch relativ dicht und wir hatten keine Probleme mit der Spritversorgung. Fahrverbote irgendwelcher Art waren nicht anzutreffen. Damit das so bleibt, sollte man sich bitte auch entsprechend verhalten. Was gerne vergessen wird, das die Schotterpisten öffentliche Wege sind, auf denen durchaus ein Eselskarren, heutzutage auch Pickup genannt, unterwegs sein kann. Außerdem sind Ziegen und anderes Getier öfters anzutreffen und das man Weidezäune so hinterläßt, wie man sie vorgefunden hat, sollte auch selbstverständlich sein. Bei Vorbeifahrt an Gehöften, Herden von Schafen oder Wanderern etc., ist eine angepasste Geschwindigkeit auch nicht von Nachteil.

Ein relativ trauriges Kapitel ist das Kartenmaterial. Die einzig brauchbaren Karten sind meiner Meinung nach die vom Harmsverlag.

Kreta, Der Westen, ISBN 3-927468-16-9

Kreta, Der Osten, ISBN 3-927468-17-7

Es sind topografische Karten, sprich mit Höhenlinien und Höhenangaben, der Masstab ist 1:100.000, Karrenwege, Wanderwege, touristische Ziele etc. sind verzeichnet und das Kartenbild ist übersichtlich. Erhältlich sind sie z.B. bei Amazon, dort billiger als vor Ort.

Detailierte elektronische Karten konnte ich nicht finden, zum Einscannen der obig erwähnten Karten war ich zu faul. Da ich ein Magellan GPS verwende, konnte ich auf die topografische World Base Map zurückgreifen. Wie man an den Routenkarten der einzelnen Tage sehen kann, ist diese auch nicht der Bringer.

Genug gequatscht, auf in den Flieger und eine Woche Kreta genießen.

Alles kein Problem, nur ist zu beachten, das die notwendigeen Enduroklamotten kein unbedeutenes Gewicht und Volumen haben. Es sollen deswegen schon Leute mit Crossstiefeln und Helmen im Handgepäck gesichtet worden sein. In Köln durfte ich dafür ein paar Extraeuros abdrücken. Den Griechen war das auf dem Rückflug allerdings vollkommen egal!! Einen meiner Mitflieger war auch vollkommen entgangen, das Multifunktionswerkzeuge bzw. Messer im Großformat an Bord von Flugzeugen nicht mehr gerne gesehen werden. Gut das man dann sowas bei den Kollegen von der Flughafenpolizei lagern kann. Wie ich später erfahren habe, ist es eigentlich auch möglich und vorgesehen, das solche Gegenstände vom Bordpersonal in Beutel verpackt und am Ziel dem Besitzer wieder ausgehändigt werden. Angaben ohne Gewehr!!!

 

Zu jedem Tag gibt es außer dem üblichen Geschreibsel hübsche Bildchen, die Routenkarte und den GPS Track. Also wie immer das volle Programm!